Der Züchter

Schottische Hochlandrinder pflegen Naturschutzgebiet Wolfzahnau in Augsburg

Der Neusässer Helmut Schachner mit einem seiner Schottischen Hochlandrinder

Übermütig hüpfen derzeit fünf frischgeborene Kälbchen Schottischer Hochlandrinder über die Weiden in der Wolfzahnau. Es ist eine Grünflache mitten in Augsburg, zwischen den beiden Flüssen Lech und Wertach. Mit ihrem wuscheligen Fell, und der Kennmarke im Ohr, sehen sie wie kleine, lebendige Kuscheltiere aus. Neugierig und zutraulich sind die possierlichen Kälber, ihre Eltern dagegen imponieren mit ausladenden, spitzen Hörnern und einem Gewicht um circa 450 Kilogramm, ein stattlicher Bulle kann es sogar bis auf 700 Kilogramm Lebendgewicht und mehr bringen. Die Untere Naturschutzbehörde hatte das Projekt „Wolfzahnau“ angeregt und mit dem Neusässer Hobbyzüchter Helmut Schachner den passenden Kooperationspartner für dieses Landschaftsschutzprojekt gefunden. Die genügsamen Wiederkäuer pflegen die Flächen, fressen Gras, Heu und auch kleine Zweige und wirken dadurch einer Verbuschung des Grünlandstreifens schonend entgegen.

Zwei Wochen altes Kälbchen des Schottischen Hochlandrindes

Die Herde in der Wolfzahnau hat Helmut Schachner größtenteils in Magdeburg gekauft. Eine Anzeige im „Highlander“ gab den Anstoß. Seither grasen die Tiere in Augsburg. „Es braucht einige Erfahrung im Umgang mit den Hochlandrindern“, erklärt Helmut Schachner. Die Jungtiere weiden derzeit auf Flächen im Landkreis Augsburg, und die Muttertiere mit ihren Kälbern in der Wolfzahnau. Allgemein gelten diese Tiere als gutmütig, doch bei Gefahr zeigen sie auch ihr Temperament. „Als ich mich einmal um ein verletztes Kälbchen kümmern wollte, da verteidigte das Muttertier ihr Junges und rammte mit voller Wucht den Traktor“, erzählt Schachner. Sicherheitshalber trat er erst einmal die Flucht an. „Man muss sich schon um die Herde kümmern, und durch den häufigen Kontakt gewinnen die Tiere vertrauen.“ Helmut Schachner ist den Umgang mit Rindern gewohnt, er ist auf dem elterlichen Bauernhof in Neusäß groß geworden.

„Diese wundervolle Tierrasse wäre beinahe ausgestorben“, erklärt der Landesvorsitzende des Verbandes bayerischer Hochlandrinderzüchter Claus-Dieter Klose. In Schottland gab es nur mehr wenige Herden, so auch eine im Besitz von Queen Elizabeth. Mitte der 70iger Jahre wurde man in Deutschland auf dieses friedfertige Hausrind aufmerksam und begann die Tiere auch auf dem Kontinent zu züchten. Zwischenzeitlich habe sich der Bestand erholt und erfreue sich immer mehr Liebhaber. Dabei gehe es um Rassezucht mit exakt gepflegten Herdbüchern, die den Stammbaum eines jeden Tieres belegen. „Auch in unserer Region gab es früher Rinderrassen, die an die jeweilige Region, an das Futter und die klimatischen Verhältnisse angepasst waren“, erklärt der Fachmann. „Die Massentierhaltung habe diese robusten Rassen verdrängt“. Erst seit Kurzem gäbe es wieder Fördermaßnahmen zum Erhalt alter, hiesiger Rinderrassen. Die deutschen Rinder wären ebenso gut zur Zucht geeignet, wie das Schottische Hochlandrind.

Mit der kommerziellen Tierhaltung können und wollen die Züchter des Schottischen Hochlandrindes nicht konkurrieren. Sie schätzen diese Rasse wegen der besonderen Eigenschaften und der hohen Qualität des Fleisches. Ihre Genügsamkeit und Winterhärte sind besonders für die Bewirtschaftung von Magerwiesen oder Naturschutzprojekten geeignet. Das lange Deckhaar und der zottelige Haarschopf schützen sie vor Wind und Wetter. Durch ihr geringes Gewicht verursachen sie kaum Trittschäden an den Böden. Das schaffe Platz für Wildpflanzen, Wiesenblüher, Amphibien und Vögel und somit ein friedfertiges Miteinander in der Natur.

Sigrid Wagner